Hallo Frau Wiatr. Sie sind seit April 2016 als Fachlehrkraft für das Instrument Cello am Musikinstitut
Hochzoll. Bei unserem letzten Schülerkonzert spielte Arved, einer Ihrer Schüler, eine Eigenkomposition. Da dies bei Schülern eher selten vorkommt, rechtfertigt es dieses Interview, in dem wir erfahren möchten, wie es dazu kam. Ich finde es immer sehr bemerkenswert, wenn sich Schüler „außerhalb des Notentextes“ mit der Materie Musik auseinandersetzen und durch eigenes Erkunden neue Tonfolgen und Klangfarben auf ihrem Instrument entdecken und selbst kreieren.
Wie alt ist Arved, wie lange spielt er schon Cello und welche Cellogröße spielt er?
Arved war zum Zeitpunkt des Vorspiels 10 Jahre alt. Ich unterrichte ihn seit Herbst 2016 und inzwischen spielt er auf seinem eigenen Instrument - ½ Cello.
Wie kamen Sie auf die Idee, ihn zum Komponieren anzuregen – oder hatte er selbst die Idee?
Als das Vorspiel näher rückte, bot ich Ihm mehrere Stücke zur Wahl an, damit er sich mit einem identifizieren könne, er sollte sich beim Spielen wohl fühlen. Meine Vorschläge hat aber Arved mit der Begründung - sie seien alle uninteressant oder sogar langweilig, abgelehnt.
Daraufhin erwiderte ich: “komponiere dann doch selbst ein Stück wenn nichts passendes dabei ist”.
Wie heißt seine Komposition?
Zur nächsten Unterrichtsstunde erschien Arved mit einem Notenblatt, dass er selbst beschriftet hatte:
Seine erste eigene Komposition mit dem Titel: “ Bing Bong”. Darin geht es um Noten, die sich miteinander streiten.
Über welchen Zeitraum hat er sich damit befasst?
Nach meinem Vorschlag, dass Arved doch selbst etwas komponieren könne, verging also eine Woche
da war sein erstes Werk fertig.
Wie fördern Sie das Thema Kreativität in Ihrem Unterricht?
Für mich geht es beim Unterrichten in erster Linie darum, sich entfalten zu dürfen und neue Seiten an sich und die Vielfalt des Instrumentes zu entdecken. Es gibt keine Einschränkungen, nichts ist verboten, man kann das Instrument immer wieder (neu) erleben und alles ausprobieren.
Auf diese Weise entsteht eine sehr persönliche -vertraute Wohlfühl-Haltung beim Musizieren und es entstehen sehr unterschiedliche Möglichkeiten die Vielfalt von Tönen zu erzeugen.
Ich möchte meine Schüler dazu animieren, ihre Fantasie durch Musik zum Ausdruck zu bringen.
Für mich ist beim Musizieren von Anfang an nicht nur darum die Noten und Technik zu erlernen, sondern auch darum zu erfahren wie viel hinter den Tönen steckt, z.B. Emotionen und das Gefühl von Freiheit.
Danke für dieses Gespräch. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Schüler Arved weiterhin viel Freude mit der Musik und viele gute Ideen zum Thema komponieren. Alexander Jekic